Home sweet home

Vor zwei Monaten endete mein Jahr in Ecuador. Ich stieg nach der Verabschiedung von meine ecuadorischen und deutschen Freunden am anderen Ende der Welt in den Flieger und wurde nach 24 Stunden von meiner Familie am Düsseldorfer Flughafen empfangen. Meine Familie wiederzusehen und zu wissen, dass ich wieder zu Hause bin, war ein unbeschreiblich tolles Gefühl. Voller Freude fuhren wir nach Hause, wo mich unser Hund bellend begrüßte. Zusammen mit zwei Überraschungsgästen, Leonie und Felix, die mich in Ecuador besucht hatten, feierten wir meinen Geburtstag nach und hatten einen lustigen Abend mit vielen Anekdoten aus Ecuador.

Die nächsten Wochen waren geprägt von Besuchen, Verabredungen und Ausflügen. Es war ein wahres Chaos, die Verabredungen alle zu koordinieren und mit den unterschiedlichen Gefühlen, die meine Rückkehr auslösten, klarzukommen. Der häufig angepriesene “Reversed Kulturschock” blieb bei mir aus, schließlich kam ich in eine Umgebung, die ich schon jahrelang kannte und mein Zuhause nenne. Doch das Verhältnis wie ich mich in dem ganzen Zusammenhang sah, hatte sich verändert. Alles fühlte sich vertraut und normal an, aber dennoch hatte ich das Gefühl nicht mehr ganz in meinen Alltag und mein altes Leben vor Ecuador reinzupassen.

Wenn ich mich mit anderen unterhielt, war die meist gestellte Frage: Wie war dein Jahr? So ein Jahr lässt sich schwer in wenige Worte fassen, (wie die meisten Menschen eine Antwort erwarten). Mein Jahr in Ecuador war aufregend … und anders … und spannend und lustig und abenteuerlich und herausfordernd und schön und manchmal ziemlich hart. Meine vier Mitfreiwilligen und ich hatten dort ein ganzes Leben, eine Arbeit, ein Zuhause, einen Alltag. Es war nicht nur eine Reise. Es gab Höhen und Tiefen und immer uns fünf, die mit allem fertig geworden sind, Erfahrungen und Erlebnisse geteilt haben und sehr viel Spaß miteinander hatten.

Ich habe große Naturwunder wie zum Bespiel den Regenwald in Cuyabeno oder den Tayrona Nationalpark in Kolumbien, Galapagos und die Vulkane in den Anden gesehen. Auf dem Markt konnte ich exotische Früchte wie Naranjilla, Guyaba, Kaktusfrüchte und Taxo probieren. Ich habe großartige Menschen kennen gelernt. Alegria und Pedro, die zu meinen Gasteltern geworden sind, und die Kinder in meinen Projekten, die mich sofort ins Herz geschlossen haben. Das ganze Jahr war eine Herausforderung für mich und ich habe ständig meine Grenzen überschritten, besonders bei den Bergbesteigungen auf 5000 Meter Höhe und meinem Gleitschirmflug in Kolumbien.
Durch die völlig andere Gesellschaftsstruktur und Kultur habe ich andere Seiten des Lebens kennengelernt und konnte durch meine Arbeit auf dem indigenen Markt in San Roque, sowie der Besichtigung eines Tempels am Vulkankrater Pululahua und der Inkastadt Machu Picchu, die tiefgreifende Tradition besser verstehen.

Rückblickend fühlt es sich wie ein anderes Leben an. Trotzdem hat sich insgesamt mein Blick für Gerechtigkeit und Achtsamkeit geschärft.

Auf dem Rückkehrerseminar kam ich zum Nachdenken und zur Reflexion des vergangenen Jahres und weiß, wie viel Glück ich hatte, ein so schönes Jahr gehabt zu haben. Für mich war es die richtige Entscheidung.

Mittlerweile ist Ecuador gedanklich weit nach hinten gerückt, nur ab und zu überlege ich, wie ich etwas auf Spanisch sagen würde und wie es jetzt in Ecuador wäre.
Nicht nur gedanklich bin ich weitergezogen, denn ich lebe nun in Lübeck und studiere Medizin, was mir sehr gut gefällt. Meine nächste Herausforderung!

Vielen Dank an alle, die mich auf diesem Weg unterstützt haben!

Alles Gute,
Anna

 

Bella Ciao

Die letzten Wochen in Ecuador waren nochmal richtig aufregend, stressig, emotional und wunderschön.

Es begann mit dem Abschied von unseren Projektkindern, da für die Sommerferien die Programme, in denen wir das ganze Jahr über gearbeitet hatten, geschlossen wurden. Mit Musik, Tanz, Spiel und Kuchenessen verabschiedete ich meine Kinder und drückte sie noch ein letztes Mal. Viele selbstgemalte Karten und Bilder werden mich nach Deutschland zurück begeiten.

Drei Wochen arbeitete ich nun im Sommercamp, in dem wir für Kinder von vier bis 14 Jahren ein Ferienprogramm mit allem Pipapo anboten. Neben vielen Bastelaktionen, gab es Ausflüge in Parks und in ein Kulturzentrum, sportliche Wettkämpfe und als Hilghlight eine Wasserschlacht.

Nach dem Sommercamp war unsere Zeit in CENIT nun endgültig vorbei und wir wurden in die Ferien entlassen. Auch von offizieller Seite gab es eine kleine Abschiedsfeier mit Pizza und Geschenken für uns. Wir wurden viel gelobt und die Wichtigkeit unserer Arbeit wurde betont, denn trotz anfänglichen Sprachbarrieren haben wir schnell viel Verantwortung übernommen und unsere Schützlinge ins Herz geschlossen.

Während dieser Zeit hatte ich Besuch von meinen Eltern und meinem kleinen Bruder, worüber ich mich unglaublich gefreut habe.

 

Anfang August fanden die Fiestas de la Luz (Lichterfest) in Quito statt. Vier Abende lang wurden zahlreiche Kirchen und Sehenswürdigkeiten im historischen Zentrum mit Kunstwerken illuminiert, auf einigen sogar ganze Geschichten projeziert und Lichtinstallationen vorgeführt. Tausende Menschen kamen ins Zentrum, sodass wir an mehreren Abenden uns die einzelnen Werke anschauten und die stimmungsvolle Athmosphäre genossen.

Nächstes Highlight meiner letzten Tage war die Walbeobachtungstour in Puerto Lopez. Jedes Jahr von Juni bis August tummeln sich an der Pazifikküste Ecuadors hunderte Buckelwale. Aus den kalten Gewässern der Antarktis reisen sie 7000 Kilometer in wärmere Gefilde. Die bedeutend milderen Wassertemperaturen bieten perfekte Bedingungen für die Geburt der Jungen und die Paarung. Wenn die Jungtiere groß genug sind und genügend Fettreserven aufgebaut haben, kehren sie in das nahrungsreiche Polarewsser zurück. Wir konnten einige Wale, sogar ein Baby bestaunen und hatten unglaubliches Glück als ein Tier mehrfach aus dem Wasser sprang! Es war sensationell diese atemberaubenden, gigantischen Tiere aus nächster Nähe zu sehen!

Die letzten Tage brachen an und ich veranstaltete ein typisch deutsches Kaffeekränzchen mit Schokokuchen und Bienenstich, um mich von unserer befreundeten ecuadorianischen Familie zu verabschieden.

Abends gab es noch ein großes Grillen mit der Familie unserer Vermieterin.

Da mein Abflug auf meinen Geburtstag fiel, feierte ich mit meinen Mitfreiwilligen hinein. Zur Feier des Tages durften wir sogar auf die unfertige Dachterrasse, von der man einen atemberaubenden Blick auf Quito hat. Nach leckerem Abendessen und spontaner Tanzparty auf dem Dach gab es um Mitternacht nicht nur ein Ständchen und Geburtstagstorte für mich, sogar für Feuerwerk war gesorgt! Sämtliche Nachbarn standen somit auch auf ihren Dachterrassen und Balkonen und unsere Vermieter, deren Schlafzimmer direkt nebendran lag, dachten es gäbe eine Schießerei. Typisch Quito!

Am nächsten Morgen wurden wir von unseren Freunden zum Mittagessen abgeholt und fuhren dann gemeinsam zu Flughafen. Der Abschied von Ecuador war nicht leicht. Das ganze Leben und meine Freunde zurückzulassen, war sehr traurig, aber ich freute mich auch wahsinnig auf zu Hause, meine Familie und Freunde. Mein Jahr in Quito ist doch schneller vorbei gegangen, als ich dachte. Es war eine tolle Erfahrung mit vielen Höhen, aber auch Tiefen – einfach unvergesslich.

 

Bella Ciao, lindo Quito de mi vida!

Momente aus Kolumbien

Zwei Wochen Kolumbien: eine Reise durch die unterschiedlichsten Landschaften quer durch alle Vegetationszonen und in die verschiedensten Städte!

Nach der Landung in Bogotá fuhren wir gleich mit dem Bus nach Neiva, um von dort ein Sammeltaxi in die Tatacoa-Wüste zu nehmen.
Die Wüste, die eigentlich ein tropischer Trockenwald ist, teilt sich in einen roten, einer Mondlandschaft anmutenden Teil und einen grauen Teil, in dem man sehr gut erkennen kann, dass vor zig Millionen Jahren sich ein Meer an diesem Ort befand. Aus den dort wachsenden drei verschiedenen Kakteenarten werden Migränemedizin, Kaktusbier und -saft hergestellt oder die pinken Früchte pur gegessen.
Im Planetarium konnten wir den Mond mit seinen Kratern, die rotglühende Venus, den blau-grauen Jupiter und den Saturn mit seinen Ringendurch die Teleskope erspähen.
Von der Wüste fuhren wir mit dem Bus weiter nach Salento, wohin sich die Fahrt durch einen schweren Verkehrsunfall vor uns endlos zog.

Mitten in der Nacht in Salento auf Hostelsuche gelang uns ein absoluter Glücksgriff mit dem Hostel La Cuchallita, das vor zehn Tagen erst aufgemacht hatte. Dort haben wir uns wirklich wohl und aufgehoben gefühlt. Mit allerlei Tipps ausgestattet wanderten wir durch die Kaffeeberge zur Kaffeefarm Don Elias, wo wir an einer Führung über die Plantage mit anschließender Kostprobe teilnahmen. Für mich als Nicht-Kaffeetrinkerin war das schwarze Gebräu viel zu stark und bitter. Weiter ging es zu einem Park mit vielen Wasserfällen und einem Naturschwimmbad. Der Weg dahin war durch mehrere Umwege durch die idyllische Landschaft mit wunderschönen Fincas, vielen Bächen und saftigen Wiesen, sanften Hügeln, die mit Kaffee bepflanzt waren, länger, aber auch schöner als erwartet. Erst spät am Nachmittag kehrten wir für einen Snack nach Salento zurück, wo uns gleich die malerischen Sträßchen und verlockenden Lädchen zum Verweilen einluden.

Frühmorgens fuhren wir hinten auf dem Trittbrett stehend mit einem Jeep ins Valle de Cocora. Dieses besondere Tal beherbergt die größte Palmenart der Welt: die vom Aussterben bedrohte Wachspalme, die nur hier vorkommt und wegen ihrer Wachssschicht auf der Rinde so genannt wird. Rauf und runter führte uns ein Wanderweg durch das Tal über die Hügel bis zu einer Finca, in der man Kolibris beobachten konnte. Im Regen traten wir den Rückweg an, der uns durch viel Schlamm, über Hängebrücken und schließlich an jeder Menge Kühen vorbei führte.

Über Nacht fuhren wir nach Medellín, wo wir im Viertel El Poblade eine Bleibe fanden. Trotz wenig Schlaf erkundeten wir die Stadt mit der modernen Metro, zu der sogar Gondeln, die die Hügel hinaufführen, gehören. Zunächst fuhren wir in die Comuna 13, dem Viertel, in dem Pablo Escobar gelebt und gewirkt hatte und, das bis vor wenigen Jahren zu gefährlich zum Betreten war. Die Geschichte ist durch die vielen Graffitis und Kunstwerke sehr präsent und greifbar. Besonders beeindruckt hat mich die Freiluft-Rolltreppe, die gebaut wurde, um älteren oder kranken Menschen den Zugang zu ihren Häusern zu erleichtern.

Nach der Großstadt brauchten wir etwas Natur, sodass es uns nach Guatapé zog. Ein kleines Dorf, was für seine besonderen Häuserverzierungen und einen riesigen Fels mitten in den Lagunen bekannt ist. Die Stimmung war sehr ausgelassen, da Kolumbien gerade das Viertelfinale gewonnen hatte. Für den Nachmittag hatten wir einen Plan, der mich aber ein wenig beunruhigte: Paragliding. Als ich jedoch hoch in der Luft war, über einen Berghang mit Wasserfall flog, mein Blick über die Stadt und die Berge ging, fühlte ich mich unglaublich frei und war unbeschreiblich froh, mich getraut zu haben!

Von Medellín fuhren wir im Bus an die Karibikküste: 24 Stunden lang! In Palomino angekommen hatten wir dicke Füße und freuten uns auf eine richtige Mahlzeit. Hier in dem kleinen Küstenort machten wir richtigen Strandurlaub unter Palmen. Abends Cocktail oder Smoothie trinken, Sonnen, Ausruhen, von den Bäumen gefallene Mangos sammeln, am Strand gefundene Kokosnüsse aufbrechen zum Trinken, einfach das Leben genießen. Das Meer war zwar zu wild und gefährlich zum Baden, Abkühlen war allerdings möglich.

Nächster Stopp auf unserer Reise: der Tayrona Nationalpark, das Naturwunder an der Karibikküste! Eingedeckt mit Wasser, Lebensmitteln, Taschenlampen, Mückenspray und Sonnencreme ging es hinein in das 150km² große Naturschutzgebiet, wo der Dschungel bis an die Strände reicht. Verschlungene Pfade führten zu einem Aussichtspunkt, von dem man einen atemberaubenden Blick auf mit Palmen gesäumte weiße Sandstrände hatte. Bis zu den idyllischen Badestränden La Piscina und El Cabo San Juan wanderten wir durch den Dschungel und entdeckten Affen, Ameisenbären, Kaimane und Schlangen. Wir verbrachten unsere Tage unter Kokospalmen am türkis glitzernden Meer und bestaunten die Vielfältigkeit und Schönheit der Natur. Mitten in dieser Idylle übernachteten wir in einfachen Zelten und kochten an einer Feuerstelle, während es in der Ferne gewitterte und Blitze den Campingplatz erleuchteten. Nach zweieinhalb Tagen nahmen wir Abschied vom Paradies, denn unsere Reise ging weiter.

Cartagena de Indias, die Perle an der Karibikküste Kolumbiens, bestach mit ihrer wunderschönen im 16.Jahrhundert gegründeten Altstadt, die von einer Stadtmauer umrahmt wird. Die Altstadt verzauberte uns mit ihrem Charme, den liebevoll restaurierten Häusern und den hübschen Gässchen. Besonders der abendliche Glanz der über dem Meer untergehenden Sonne ließ die Stadt, die wir von der Stadtmauer betrachteten, noch romantischer wirken.
Eine Tour führte uns durch das Viertel Getsemani, dass einst sehr arm und gefährlich war, jetzt aber mit Cafés, Restaurants, Bars und Hostels die Touristen lockt. Dennoch haben die Einwohner den traditionellen Charakter des Ortes erhalten können, worauf sie sehr stolz sind.

Zurück ging es nach Bogotá. Ein Spaziergang führte uns durch die Altstadt, die ganz hübsch anzusehen war und endete in einem Café, wo wir unsere Reise Revue passieren ließen und stundenlang quatschten.

Am nächsten Morgen flogen wir zurück nach Quito, wo wir von unserer befreundeten Familie abgeholt wurden.

Es ist schön wieder zurück in Quito zu sein!

 

Die Schildkröten-Inseln

Endlich war es soweit! Meine Freunde Leonie und Felix landeten in Quito, um mich zu besuchen! Höhepunkt ihres Aufenthaltes war unser gemeinsamer Urlaub auf den Galapagos-Inseln. Als es schließlich losging, war die Erwartung groß und die Aufregung noch größer! Gespannt fieberten wir der Landung auf dem ecuadorianischen Archipel entgegen. Nach drei Stunden, einem Zwischenaufenthalt in Guayaquil und 1437 Flugkilometern, schlug uns beim Ausstieg aus dem Flugzeug eine warme Meeresbrise entgegen. Der Urlaub begann!
Mit dem Shuttle wurden wir zur Fähre gefahren, um von dort die Flughafeninsel zu verlassen und mit einem anderen Bus quer über Santa Cruz zur südlichen Spitze nach Puerto Ayora gebracht zu werden. Schnell war unser Hostel gefunden und wir machten uns auf zur Entdeckertour.

Durch das kleine Städtchen schlenderten wir zu Pfad, der uns zum Tortuga Bay führte. Nach einer halben Stunde durch die fremdartige Landschaft, die aus baumgroßen Kakteen bestand und vielen Bäumen, in denen sich die Darwinfinken zu Hause fühlten, kamen wir an einen breiten, großen, weißen Sandstrand, an dem sich türkisblaue Wellen brachen. Wir sahen zwar keine Schildkröten, doch dieser Anblick war wie aus dem Bilderbuch.

Den Abend haben wir am Hafen ausklingen lassen, wo wir kleine Weißspitzhaie beobachteten.

Der nächste Tag war vollgestopft mit Aktivitäten. Morgens vor der großen Hitze fuhren wir zur Schildkrötenranch im Landesinneren. Auf dieser Ranch kann man frei lebende Schildkröten betrachten. Es war faszinierend, diesen riesigen Reptilien beim Baden, Essen oder Laufen zu zusehen: erstaunlich schnell und stark trotz des großen, schweren Panzers. Wer ahnte schon das Schildkröten witzige Zischgeräusche von sich geben?
Es war sogar möglich in einen Schildkrötenpanzer hineinzuklettern.

Nach unzähligen Fotos mit Schildkröten in allen Größen und Positionen, besichtigten wir einen nahe gelegenen Lavatunnel. Diese kommen durch die hohe Fließgeschwindigkeit und Dünnflüssigkeit der Lava zu Stande, die an den Rändern und vor allem an der Oberfläche des Lavastroms zunächst erkaltet und dann erstarrt. Durch einen etwa 200 Meter langen Tunnel kletterten wir, erstaunt über dieses Naturphänomen, über Felsen und schoben uns über ein Brett durch einen 50cm hohen Spalt.

Im Anschluss an diese Erlebnisse besuchten wir das Charles Darwin Research Center. Hier gab es Lehrpfade zum Thema Umwelt, Darwin und Tierschutz der endemischen Arten und einen Saal, wo der präparierte Körper von Lonesome George, der 2012 als letzter der Pinta-Riesenschildkröten starb, ausgestellt war.

Nach ausgiebiger Mittagspause fuhren wir mit einem Wassertaxi zur anderen Seite der Bucht. Vorbei an Kakteen, Stränden und einer Salzgewinnungsanlage führte uns ein Wanderweg zu “Las Grietas”. Das ist eine Schlucht, in der man zwischen den Lavawänden schnorcheln kann und einige große Fische sieht.

Früh am nächsten Tag stiegen wir in die schauklige Fähre  zur Insel Isabela. Dort wurden wir von unzähligen Seelöwen begrüßt. Nach dem Einchecken und Mittagessen in einem winzigen Straßenrestaurant wanderten wir zu den nahe gelegenen Lagunen, in denen viele Flamingos leben. Über einen Steg ging es durch die ‚Poza de las Salinas‘ vorbei an den Leguanen, auch Iguanas genannt, die sich sonnten, zu der Schildkröten-Aufzuchtstation der Insel. Da die Riesenreptilien im Kindesalter viele Feinde haben, wird hier das Überleben der Arten sicher gestellt. Es war witzig mit anzusehen, wie die kleinen Schildkröten bei der Fütterung übereinander kletterten und purzelten.
Den restlichen Tag verbrachten wir faulenzend am Strand.

Der nächste Tag stand unter dem Motto schnorcheln. Ausgeschlafen ging es zu “Concha y Perla”, einer Bucht im Mangrovenwald. Seelöwen lagen schlafend auf dem Steg. Beim Schnorcheln konnte ich die ganze Unterwasserwelt bestaunen: unzählige Fische und sogar Seesterne. Fast wäre ich in einen schwimmenden Iguana hineingeschwommen.
Nachmittags machten wir die Tour “Los Tintoreras”, die mit dem Boot durch die Bahia führte. Sich sonnende Seelöwen, die berühmten Blaufußtölpel und sogar Galapagos-Pinguine konnten wir bestaunen. In einem Felsspalt entdeckten wir große Weißspitz-Riffhaie, einen Seelöwen, der mit einem Stein spielte, sowie eine Wasserschildkröte, die majestätisch durch das Wasser glitt. Wir wanderten über eine größere Felsformation, um die unzähligen Iguanas zu betrachten, bis wir Männchen und Weibchen unterscheiden konnten. Danach schnorchelten wir an einer Stelle, die mir etwas zu nah an den Haien war. Dennoch war es ein tolles Erlebnis, denn wir trafen die Wasserschildkröte wieder und konnten sie beim Fressen beobachten. Ich sah sogar einige Rochen, die aufgeschreckt von den Schnorchlern schnell das Weitte suchten. Als plötzlich ein Seelöwe unter mir auftauchte und mit großen Augen an mir vorbei schwamm, habe ich mich vor Schreck und Erstaunen fast am Wasser verschluckt. Der Seelöwe tobte ausgelassen um uns herum. Es war großartig!

Schon war unser Abenteuer auf der Insel Isabela vorbei und wir machten uns auf den Weg nach San Cristobal, der letzten Insel, die wir besuchten. Ich glaube, hier gibt es mehr Seelöwen als Einwohner. Alle Strände sind von Seelöwen belagert, sodass Menschen und Tiere sich den Platz teilen.

Für San Cristobal hatten wir eine 360°Grad-Tour, einmal um die Insel, geplant. Am nächsten Morgen in aller Frühe lief unser Boot aus. Nach einer Stunde Bootsfahrt erreichten wir unserer erstes Ziel: strahlendweiße Strände. Mit Schnorcheln und Wanderschuhen wateten wir an den Strand und wanderten zunächst über die felsige Küste zu einer Bucht. Dort schnorchelten wir etwa eine Stunde mit unterschiedlichsten großen, kleinen, gelben, blauen, grünen und gestreiften Fischen. Wasserschildkröten und Seelöwen durften wir auch diesmal wieder bestaunen. Nach diesem ausgiebigen Schnorchelgang wanderten wir ein Stück zurück zu einer Lagune, die nur bei Flut mit Meerwasser gespeist wird. In der Lagune befanden sich ein Seelöwe und mindestens sechs ausgewachsene Weißspitz-Riffhaie. Todesmutig ging ich schließlich doch als letzte ins Wasser, da bis dahin noch keiner gefressen worden war.
Weiter ging es nach diesem nervenaufreibenden Erlebnis zu erstaunlichen Felsformationen, auf denen unzählige Küstenvögel lebten. Die Fregattenvögel mit ihrer roten Brust waren am leichtesten zu erkennen. Wir konnten auch einen Blaufußtölpel bei einem Tauchgang beobachten und eine vorbeischwimmende Rochenfamilie bestaunen.
Später schnorchelten wir noch an einem kleineren Strand, wo das Wasser allerdings so kalt war, dass ich trotz Wetsuit schnell fror. Dann ging es auch schon zur letzten Station. Am Roca León Dormido (Kicker Rock) hieß es dann: auf ins eiskalte, schwarze Wasser zu den Hammerhaien! Einige Überwindung kostete es mich schon, dort hinein zu springen. Wir schwammen in einen Spalt, der zwischen den Felsen hindurch führte. Es waren unzählige Fische zu sehen, die quasi im Wasser standen. Schnell wurde klar, warum dies so aussah, denn die Strömung war so stark, dass unser Guide sofort den Rückzug befahl. Es war nur möglich beim Ablaufen der Wellen zu schwimmen, da diese so eine Wucht hatten. Danach schwammen wir einmal um den Felsen herum. Stets ins ungewisse Blaue zuschauen, war etwas gruselig, doch der Fels gab einem etwas Sicherheit. Die Tier- und Pflanzenwelt war ganz erstaunlich. Neben vielen kleinen Fischen, sahen wir wieder Schildkröten, Haie und Korallen.

Mit diesem mehr als spannendem Abenteuer endete unsere atemberaubende Entdeckerreise in Galapagos!

 

Winterurlaub am Chimborazo

Wenn es eins in Quito nicht gibt, dann sind es Jahreszeiten! Seit meiner Ankunft hier herrscht dasselbe Wetter mit mal mehr oder weniger Regen. Darum haben wir uns unglaublich gefreut, als wir unverhofft unseren Winter nachholen konnten:

Zehn Mann, unsere ecuadorianischen Freunden Pedro und Alegria, Alegrias Schwester und ihr Sohn, Idas Mama und wir fünf Freiwillige, kamen bei Pedros Bruder in Riobamba unter. Geplant war es, den Chimborazo, den Berg, dessen Spitze, der der Sonne am nächstgelegene Punkt der Welt ist, zu besteigen.  Mit einer Sichtweite von fünf Metern, schon auf 4000m Höhe, entschlossen wir es diese aussichtslose Besteigung gar nicht erst zu versuchen. Stattdessen fuhren wir durch die wunderschöne Vulkanlandschaft, die in “Auenland” anmutende Hügel überging, zu unserem neuen Ziel, der Kleinstadt Salinas, die ihren Namen der Salzmine verdankt.

Das Wunder geschah auf dem Rückweg. Während es tiefer im Tal wie aus Eimern schüttete, hatte es auf dem Chimborazo geschneit. Wir konnten es uns natürlich nicht nehmen lassen, im Schnee herum zu toben und den glitzernden Sonnenuntergang in der Winterlandschaft zu genießen. Durchgefroren und nass ging es zum Haus zurück.

Schneetollerei

Am nächsten Morgen hieß es um fünf Uhr aufstehen – anziehen – losfahren. Die gefährlichste Zugfahrt der Welt stand auf dem Plan. Schlaftrunken bekam ich von der etwa anderthalb stündigen Fahrt nach Alausí nicht viel mit. Angekommen am Bahnhof gab es erst einmal Frühstück: heiße Schokolade, Empanadas, Rührei und Saft belebten die Sinne, sodass wir fertig für die Zugfahrt waren. Mit etwa 12km/h ging es durch die Stadt, vorbei an bunten Häusern, die schließlich Feldern an grünen Berghängen wichen. Es folgten grüne Täler, tiefe Schluchten mit plätschernden Bächen und vielen Weiden. Als wir zur Nariz del Diabolo kamen, die der Zug leiterartig herunterkletterte, wurde uns klar, warum dies die gefährlichste Zugstrecke der Welt ist. Der Höhenunterschied zwischen der Anfangs- und Endstation beträgt 1054m, sodass ein spezielles Weichensystem entwickelt wurde, das dem Lokführer ermöglicht, die Teufelsnase im Zickzack hinauf und hinunter zu manövrieren, um die steilen Berghänge und den Höhenunterschied zu bewältigen. Aus dem Fenster sahen wir Zugbegleiter, die im Gleichtakt mit den Armen winkten, was den Lokführer unterstützen soll, damit der Zug nicht den Berg herunterfällt. Nach einer Fotopause und kurzem Aufenthalt im Bahnhof Sibambe mit Museumsbesuch und indigenen Tänzen, kletterte der Zug die Teufelsnase wieder hinauf.  Auf der Rückfahrt forderte das frühe Aufstehen seinen Tribut, sodass fast alle die beeindruckende Landschaft verschliefen.

Zum Abschluss des Kurzurlaubes besichtigten wir das historische Zentrum von Riobamba.

Endlich Wochenende!

Während unter der Woche der Arbeitsalltag sich nicht groß verändert, mal mehr und mal weniger Spaß macht, sodass die Tage teilweise zäh vergehen, verfliegen die teils entspannten, teils abenteuerlichen Wochenenden umso schneller. Trotz häufigem Kränkeln ließen wir uns nicht davon abhalten, der schmutzigen Stadtluft in Quito zu entfliehen.
Unser erster Ausflug führte uns in den Nebelwald nach Mindo. Trotz einsetzenden strömenden Regens ließen wir uns nicht unterkriegen und wanderten durch den Nebelwald, der seinem Name alle Ehre machte. Zunächst setzen wir in einem kleinen Korb über eine Schlucht, wo sich uns eine tolle Aussicht auf den exotischen Wald bot. Auf der anderen Seite angekommen, wählten wir den Wanderweg zum großen Wasserfall “La Reina”. Vorbei an kleinen Wasserläufen, exotischen Blumen und riesigen Bäumen wanderten wir durch den strömenden Regen bis zum Wasserfall, der uns noch nasser spritzte. Zurück im Dorf besuchten wir ein Schmetterlingshaus, wo uns handgroße, farbenfrohe Schmetterlinge beeindruckten. Klatschnass, aber zufrieden kehrten wir nach Quito zurück.

Eine weitere Expedition führte uns zum erloschenen Vulkan Cotocatchi, 120km nördlich von Quito, in der Nähe von Otavalo, in dessen Krater sich die Lagune Cuicocha gebildet hatte. Diese Perle der Natur erinnerte uns sehr an die Krombacher Werbung. Vorbereitet auf einen Regentag mit Wechselklamotten und Regensachen begannen wir oben am Kraterrand in der prallen Sonne schnell zu schwitzen und der Sonnenbrand ließ auch nicht lange auf sich warten. In etwa 3,5 Stunden umrundeten Elena und ich den Krater, auf dem Wanderweg, der eigentlich für vier bis fünf Stunden ausgelegt war und uns durch schöne Landschaften an tollen Ausblickpunkten vorbeiführte. Auf dem Weg verloren wir unsere beiden Mitstreiterinnen, die wir auch erst in Quito wiedertrafen.

Um wirkliche Experten in Sachen „Lagunen“ zu werden, machten wir uns zwei Wochenenden später auf zur Lagune des Vulkans Quilatoa. Diesmal umrundeten wir den Krater nicht, da der Wanderweg durch einige Schlenker auf drei Tage geschätzt wird. Außerdem war starker Regen vorhergesagt worden, was zurzeit etwa jeden Tag vorkommt, da wir uns im regenreichsten Monat befinden. Pünktlich zum Regenbeginn saßen wir wieder im Bus zurück nach Quito.

Eine Woche später hielten wir das schlechte Wetter und den Regen nicht mehr aus, sodass wir uns kurzerhand entschlossen nach Canoa an den Strand zu fahren. Freitagabend stiegen wir um elf Uhr in den Bus, sodass wir morgens am Strand ankommen sollten. Da wir alle nicht viel Schlaf bekommen hatten, weil in den Bussen immer Filme laufen oder Volksmusik gespielt wird, war es nicht verwunderlich, dass wir unseren Ausstieg verschliefen und 40 Minuten zu spät im Regenwaldgebiet aus dem Bus sprangen. Da trotz der Versicherung des Busfahrers kein Bus kam, der uns zurück nach Canoa bringen konnte, entschlossen wir uns, zu trampen. Nach kurzer Zeit „Daumen raus“, hielt ein Pick-up an, auf dessen Ladefläche wir zusammen mit Bananen zurück nach Canoa düsten. Angekommen, suchten wir uns ein Hostel und gingen sofort zum Meer. Ab da verlief der Kurzurlaub sehr entspannt mit Sonnen, Baden, Lesen und leckerem Essen.

Frische Luft befreit und tut bekanntlich gut, sodass wir freitags unsere sieben Sachen zusammen sammelten und in die kleine Vorstadt Machachi fuhren, um den 4780 Meter hohen Vulkan El Corazón zu besteigen. Früh am nächstem Morgen ging es zunächst ins kleine Dorf Chaupi und von dort über holprige Straßen mit einem Pick-up zum Ausgangspunkt des Wanderwegs. Quer durchs Andengras stiegen wir immer höher, bis das Klettern begann. Trotz Wolken, Wind, Kälte, dünner Luft und schmalen Kletterpassagen, die normale Leute mit Sicherung erklimmen würden, kämpften wir uns bis zur Bergspitze hoch. Den Abstieg bewältigten wir gerade noch vor dem Gewitter, das den ganzen Berg in Schnee hüllte. Geschafft, müde und stolz kehrten wir nach Quito zurück.

Osterspektakel

Ostern wird in Ecuador mit der Semana Santa, der heiligen Woche, eingeleitet, die von Palmsonntag bis Ostersonntag geht.
Als wir Palmsonntag durch das Centro histórico schlenderten, wurden an jeder Ecke Palmwedel und -sträuße angeboten. Alle Kirchen waren aufwendig geschmückt und wir waren so ziemlich die einzigen, die nicht so einen Strauß in der Hand hielten.
Montagsmorgen bei CENIT gab es eine heilige Messe mit allen Schülern und Lehrern und Freiwilligen. Die nächsten Morgen empfanden wir Jesus Leidensweg in fünfzehn verschiedenen Stationen nach, gleich dem Via dolerosa in Jerusalem.
Gründonnerstag schloss wieder eine Messe die Semana Santa in CENIT ab.

Für mich begannen Donnerstagsabend die Feierlichkeiten. Wir hatten nämlich unsere ecuadorianischen Freunde zu einem Abendessen in dem neuen Haus eingeladen. Es gab zweierlei Quiche eine mit Zucchini und Zwiebeln und eine mit Brokkoli für mich. Dazu servierten wir Salat. Unsere Gäste brachten Wein und das Dessert mit. Das ganze Essen war köstlich und wir amüsierten uns prächtig. Wir tauschten uns über die verschiedenen Ostertraditionen aus und wurden für Karfreitag zum tradionellen Familienfest mit Fanesca-Essen eingeladen. „Fanesca“ ist eine nur für Ecuador typischen Suppe, die auch nur zu Ostern zubereitet wird. Sie bessteht klassisch aus zwölf verschiedenen Bohnen, die symbolisch für die zwölf Apostel stehen, sowie den getrockneten Fisch „Bacalao“, der, im übertragenen Sinne, Jesus verkörpert.
Bevor wir der Einladung zum Essen nachkamen, schauten wir uns die Karfreitags-Prozession „Procesión Jesús del Gran Poder” an, die 3,5 Km lang mitten durch das Centro histórico führte.
Der Marsch stellt die letzten Tage Jesu’ auf der Erde dar und beinhaltet viele religiöse Figuren. Die meisten Teilnehmer waren als „Cucuruchos“ gekleidet mit langen, lilanen Büßgewändern und auf dem Kopf Schultütenähnliche Hüte trugen, die auch das Gesicht verdeckten. Diese besondere Vermummung, erinnerte stark an die Kostümierung des Ku Klux Klans. Neben den Cucuruchos konnte man auch eine ganze Menge als Jesus verkleidete Männer, inklusive Dornenkronen, Eisenketten und überdimensionalen Holzkreuzen, die sie teilweise alleine nicht tragen konnten, betrachten. Viele der Menschen hatten schmerzverzerrte Gesichter, während sie sich barfuß in der prallen Sonne die steilen Straßen hinauf quälten. So kamen sie ihrem Ziel, das Martyrium Christi nachzuempfinden, sehr nah. Um noch mehr zu leiden, hatten sich einige Brennnesseln auf den Rücken gebunden und andere peitschten sich mit diesen aus.
Nach dem Besuch der Prozession stärkten wir uns mit der Suppe und genossen die schöne Gesellschaft auf dem Familienfest.

Ostersonntag machten Elena und ich uns ein schönes Osterfrühstück und danach versteckten wir uns gegenseitig Kleinigkeiten, sodass wir der schönen Tradition der Ostersuche nachgehen konnten. Besonders freuten wir uns über die mitgebrachten Oserhasen von Pauls Eltern, die über Ostern in Quito zu Besuch waren.

Halbzeit

Mitte März hatte ich Halbzeit. Das heißt, ich bin schon ein halbes Jahr in Ecuador und meine Zeit hier geht zu Ende. Während ich in den Anfangsmonaten doch stark mit Heimweh zu kämpfen hatte und oft Gegebenheiten mit zu Hause verglichen habe, fühle ich mich jetzt richtig angekommen. Vielleicht hat auch der Umzug in das neue Haus, auch wenn es noch nicht fertig und Vieles provisorisch ist, dazu beigetragen, dass ich mich heimischer fühle.

Vorher hatte ich eine Erwartungshaltung, dass alles „besser“ werden wird, wenn wir erst umgezogen sind. Diese Erwartungs- und Hoffnungshaltung hat sich jetzt verflüchtigt, denn ich fühle mich wohl, so wie es gerade ist. Ich habe gemerkt, dass ich vieles gar nicht brauche, um mich gut zu fühlen. Besonders das Zwischenseminar und die Peru-Reise haben meinen Blick auf die Dinge verändert. Durch die Erfahrung von „Extremsituationen“ hat sich mein Fokus verändert und ich gebe mich mit weniger zufrieden, egal ob es um Lebensumstände, Arbeitsverhältnisse oder zwischenmenschliche Beziehungen geht. Das ist eine angenehme Feststellung, da ich so viel freier, toleranter und zufriedener bin. Ich glaube, dass das bisher meine größte Errungenschaft ist, die ich hier machen konnte. Die Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen und Regeln, wie man sie aus Deutschland kennt, von Luxusbedürfnissen, die man für essentiell erachtet hat, und die Fokussierung auf das eigene Wohlbefinden und die zwischenmenschlichen Beziehungen. Das ist genau das, was wir Freiwillige von dieser Gesellschaft und den Menschen hier lernen können: die Gastfreundlichkeit, die gegenseitige Unterstützung in allen Belangen und die Offenheit. Diese gewonnenen Erkenntnisse lassen mich unerschrockener und selbstbewusster auf Menschen zugehen und mit Situationen zurechtkommen.

Das Zwischenseminar und die Peru-Reise stellen nicht nur für mich persönlich und in meinem Denken einen Wendepunkt dar, sondern auch für meine Arbeit bei CENIT.
Vor Weihnachten und Peru herrschte bei mir wenig Motivation. Durchbrochen wurde mein Demotivationsgebirge durch Lösungsansätze, die ich im Seminar kennenlernte, durch den Mut, den ich zugesprochen bekam und dadurch, dass andere mit ähnlichen oder schlimmeren Problemen zu kämpfen hatten. Nach der Reise bereitete ich mich jedenfalls auf einen Neuanfang vor, denn ich hatte neue Motivation und eine neue Aufgabe gefunden.

Bergfest:

Ich wünsche allen ein schönes Osterfest!

Liebe Grüße,
Anna

Augenblicke aus Peru

Auf meiner Rundreise durch Peru habe ich viel erleben und sehen können. Insgesamt zwei Wochen habe ich Städte kennen gelernt, Ruinen bestaunt und die unterschiedliche Natur genossen.
Hier sind meine schönsten Augenblicke: Viel Spaß beim Anschauen!

Lima: groß, modern und überraschend schön

Die größte Stadt, in der ich ja war, die mit wunderschönen heimeligen Gegenden, einer historischen Innenstadt und imposanten, modernen Gebäuden aufwarten kann.

Cusco: traditionell, authentisch, zauberhaft

Cusco, eine der schönsten Städte, die ich je gesehen hab, reizte mich mit seinen süßen Gassen, bunten, traditionellen Läden, Inka-Charm und wunderschönen umliegender Landschaft.

Machu Picchu: beeindruckend, denkwürdig, geheimnisvoll

Nach sechsstündiger kurviger Fahrt und drei Stunden Wanderung entlang der Schienen kamen wir in Agua Calientes an, von wo aus wir am nächsten Morgen Machu Pichu bestiegen. Oben angekommen erwartete uns ein grandioser Ausblick auf die Anden und die legendäre Inkastadt.

 Oase Huacachina: heiß, aufregend, adrenalinreich

Die Wüste erkundeten wir mit einem Buggy, der mit ordentlich Speed über die die Dünen raste, sodass wir hin und her geschüttelt wurden. Mit einem Sandboard ging es bäuchlings die Dünen herunter. Als ich es im Stehen probierte, riss mir die Hose! Abgeschlossen wurde die Tour mit einem wunderschönen Sonnenuntergang.

Bootstour in Paracas: tierreich, erfrischend, interessant

Mit dem Boot ging es zu den Islas Ballestas, die für ihre Vielfalt an Seevögeln und Seelöwen bekannt ist. Sogar einen Pinguin konnten wir als kleinen weißen Punkt in der Ferne erkennen.

Trujillo und Huanchaco: kolonialistisch, bunt, gemütlich

Von dem Küstenörtchen und Surferparadies Huanchaco aus, machten wir kleine Ausflüge nach Trujillo, um uns den schönen Plaza de Armas anzuschauen.

Mancora: entspannend, unbeschwert, beschwingt

Drei Tage machten wir Urlaub in Mancora mit allem was dazu gehört – die Sonne genießen, im Meer baden, in der Hängematte die Seele baumeln lassen, Eis essen und Strandspaziergänge.

Cuenca: prachtvoll, attraktiv, kulturell

Zum Abschluss unserer Reise verbrachten wir den Tag über in der Kulturhauptstadt Ecuadors.

 

 

 

Austauschen, nachdenken, reflektieren

Eine Woche Pause. Pause von unzähligen Eindrücken, der Schnelligkeit an Informationen und dem alltäglichen Arbeitsleben ohne Internet und der Verbindung zur Aussenwelt.

Das Zwischenseminar in Peru im Eco Truly Park in der Nähe von Lima war eine Woche voller Entspannung, Entschleunigung und Durchatmen.
Peru hatte sich uns bis dahin nicht von der besten Seite präsentiert, da wir anstatt 38 Stunden ganze zwei Tage zur Anreise nach Lima brauchten. Die Busfahrt ging die meiste Zeit durch die Wüste, sodass wir nur braune, gelbe Landschaft gespickt mit Müllbergen an den Straßenrändern zu sehen bekamen.

Hinter den Mauern unseres Seminarortes jedoch befand sich ein riesiger Garten mit vielen Bäumen, Blumen, Wiesen und überall ein Plätzchen, um sich zu setzen und auszuruhen. Der Eco Truly Park wird von der Religionsgemeinschaft Hare Krishnas betrieben, deren Glaubenssätze uns bei einer Führung durch den Park nähergebracht wurden.
Liebe gegenüber allen Lebenwesen, weswegen rein vegetarisch und nur aus Eigenanbau gegessen wird. Reinheit von Körper und Seele, welche durch den Verzicht auf Alkohol, Zigaretten und Drogen, sowie Meditationen und Yoga bewirkt wird. Toleranz gegenüber allen Religionen, die vereint sind durch Liebe und Respekt!

Für das Zwischenseminar trafen sich Freiwillige aus Kolumbien, Costa Rica, Peru und Ecuador, um unter der Leitung von Via e.V. Teamern die vergangenen Monate zu reflektieren und uns auszutauschen. Es war interessant die anderen Freiwilligen, die ich teilweise aus dem Vorbereitungsseminar schon kannte, wiederzusehen und zu hören, was sie so erlebt haben. Insgesamt war das ganze Seminar darauf ausgelegt, uns über die Themen auszutauschen, die uns beschäftigten. Es ging um Selbst- und Fremdwahrnehmung, Sicherheit und Rückkehrer-Engagement. Wir haben uns kritisch mit den Begriffen “Kultur” und “Entwicklungspolitik” auseinander gesetzt und diskutiert. Unsere Themen waren sehr interessant, aufschlussreich und ich habe wieder neue Denkanstöße bekommen.
Wir konnten auch an den Angeboten des Parkes teilnehmen, wie Temascal (eine Schwitzhütte), verschiedenen Zeremonien, Yoga, Strandsäuberungen und Traumfänger basteln.

Ob uns die Umstellung auf vegetarisches Essen nicht gut tat oder ein Virus in die Gruppe eingeschleppt worden war, wissen wir nicht, jedenfalls hatten in dieser Woche 22 von 29 Teilnehmern Magen-Darm-Probleme. Bei zweien sogar so stark, dass sie ins Krankenhaus mussten und zwei andere früher abreisten. Ich konnte mich bis auf kleinere Problemchen auf den Beinen halten, bin jedoch überaus vorsichtig geworden, was das Essen und die Toiletten betraf.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir diese Woche unglaublich gut getan hat und mich in meiner Persönlichkeitsentwicklung vielleicht wieder ein Stückchen weiter gebracht hat.